Vom Junghund zum Teamplayer – Die große Herausforderung der Pubertät

Hund in der Pubertät?

Hach, war das nicht herrlich? Als dein Hund noch klein war, kam er auf Zuruf angesaust, schaute dir tief in die Augen – und wich dir keinen Schritt von der Seite. Und jetzt? Plötzlich scheint dein einst folgsamer Begleiter taub zu sein, findet alles andere spannender als dich und hat offensichtlich seine Manieren beim Zahnwechsel verloren.

Willkommen – Dein Hund ist jetzt in der Pubertät – der vermutlich nervenaufreibendsten, aber auch lehrreichsten Phase im Leben deines Hundes (und in eurem Zusammenleben).

Warum die Pubertät so wichtig – und so anstrengend – ist

Zwischen dem 5. und 18. Lebensmonat (je nach Rasse und Entwicklung) durchläuft dein Hund eine Phase enormer Veränderungen: hormonell, körperlich und vor allem geistig.
Viele nennen es die „Phase des Vergessens“ oder auch Pubertät Teil 1. Tatsächlich werden im Gehirn synaptische Verbindungen umgebaut – was der Hund einst gelernt hat, ist nicht weg, aber oft vorübergehend schwerer abrufbar.

Dazu kommt: Selbstständigkeit nimmt zu, Frustrationstoleranz sinkt. Der Hund „testet“ nicht, weil er dich ärgern will, sondern weil er sich als Individuum in einer komplexen Welt neu sortieren muss.

Typische Herausforderungen in der Junghundephase:

  • Schlechter Rückruf oder Ignorieren von Signalen
  • Erhöhtes Jagdverhalten oder Reaktivität bei Reizen
  • Unsicherheiten bei Umweltreizen, die eigentlich schon bekannt waren
  • Übersprungsverhalten (z. B. Bellen, Aufreiten, Leinebeißen)
  • Unkontrollierte Energie in Begegnungen mit Artgenossen

Was dein Hund jetzt von dir braucht:

  1. Verlässlichkeit & Ruhe
    Auch wenn dein Hund wackelt – du solltest stehen. Reagiere nicht mit Ungeduld oder ständiger Korrektur, sondern mit klarer Kommunikation, ruhigem Verhalten und souveräner Führung.
  2. Klar strukturierte Regeln
    Jetzt ist nicht die Zeit, um inkonsequent zu werden. Dein Hund braucht Orientierung. Überlege dir: Welche Regeln sind mir wirklich wichtig? Und wie kann ich sie fair und freundlich durchsetzen?
  3. Kleinschrittiges, belohnungsbasiertes Training
    Ein pubertierender Hund braucht Training – aber angepasst an seine Reizschwelle. Lieber kürzer, strukturierter, mit viel Belohnung und Wiederholung. Und: Auch bekannte Übungen müssen neu gefestigt werden.
  4. Gezielte Auslastung mit Köpfchen
    Rennen macht wild – Denken macht müde. Gerade Junghunde profitieren von kontrollierten Aufgaben wie Dummyarbeit, Nasenarbeit oder kleinen Signalketten. Das fördert Konzentration und Kooperation.
  5. Kontrolle ja – Dauerbespassung nein
    Dein Hund darf auch mal Frust erleben, sich selbst regulieren und zur Ruhe kommen. Ständige Beschäftigung führt eher zu innerer Unruhe als zu Ausgeglichenheit.

Mini-Übung: Rückruf mit Umorientierung

  • Nimm deinen Hund an die Schleppleine.
  • Warte, bis er sich mit etwas beschäftigt.
  • Rufe ihn freundlich mit Signal (z. B. „Komm“) und geh gleichzeitig ein paar Schritte rückwärts.
  • Sobald er sich orientiert, gibt’s große Party mit Belohnung.

Ziel: Rückruf nicht als „Ende vom Spaß“, sondern als Teamaktion verknüpfen. Gerade bei jugendlicher Selbstständigkeit ein wertvoller Baustein.

Fazit: Die Pubertät ist keine Störung – sie ist Entwicklung

Dein Hund ist jetzt nicht „schlimm“ – er ist auf dem Weg, erwachsen zu werden. Die Junghundephase ist anstrengend, ja. Aber sie ist auch eine riesige Chance, eure Bindung zu festigen, Klarheit zu schaffen und das Fundament für ein harmonisches Miteinander zu legen.

Je souveräner du jetzt bleibst, desto entspannter wird eure Zukunft. Versprochen.

Du bist nicht allein!

Übrigens: In unserer Junghundegruppe arbeiten wir gezielt an Themen wie Impulskontrolle, Rückruf, Leinenführung und Alltagssicherheit – angepasst an genau diese turbulente Phase. Komm gern vorbei, wenn du dir Unterstützung wünschst!

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