Apportieren ist nicht gleich Apportieren –

Dummytraining

Warum gute Retrieverarbeit mehr ist als „Bring das Stöckchen“

Für viele klingt Apportieren nach einem netten Spiel am Nachmittag: Der Hund rennt los, holt etwas, bringt es zurück – fertig. Doch wer mit einem Retriever arbeitet, weiß: Apportieren ist weitaus mehr als stumpfes „Bring’s“. Es ist Teamarbeit, Präzision, Kontrolle und Freude an der gemeinsamen Aufgabe.

Ob in der jagdlichen Arbeit oder im Dummytraining – richtig aufgebautes Apportieren fördert nicht nur die Auslastung, sondern auch die Bindung, Konzentration und Kommunikation zwischen Mensch und Hund.

 💡 Was genau ist Apportieren eigentlich?

Apportieren bedeutet, dass der Hund einen geworfenen oder versteckten Gegenstand aufnimmt, korrekt trägt, zum Hundeführer zurückbringt und sauber in die Hand abgibt.

Klingt einfach? Ist es nicht. Gutes Apportieren besteht aus vielen kleinen Verhaltensketten:

  1. Markieren (Wo ist das Dummy gefallen?)
  2. Merken & Speichern
  3. Kontrollierter Start auf Signal
  4. Sauberes Aufnehmen
  5. Ruhiges Tragen ohne Knautschen oder Kauen
  6. Schneller Rückweg
  7. Abgabe in die Hand (nicht vor die Füße)

🎯 Apportieren ist nicht gleich Apportieren – wo liegt der Unterschied?

„Apportieren“ kann sehr unterschiedlich aussehen – und hat je nach Kontext ganz andere Anforderungen. Ein Vergleich:

Art des ApportierensZielTypische Anforderungen
Freizeit-StöckchenwurfSpaß, Bewegungkaum Regeln, wenig Präzision
Dummyarbeit (Sport)Teamarbeit, Impulskontrolle, Genauigkeitgezielter Aufbau, Signalkontrolle, Disziplin
Jagdliches ApportierenWild bringen, Arbeit im Gelände, auf EntfernungOrientierung, Nasenarbeit, leiser Rückweg

🔁 Warum strukturierte Apportierarbeit so wertvoll ist

Richtig aufgebautes Apportieren ist:

  • geistige Auslastung
  • Impulskontrolltraining
  • Vertrauensarbeit („Ich schicke dich – du verlässt dich auf mich“)
  • perfekte Vorbereitung für jagdliche Führigkeit oder Alltagssicherheit

Und: Gerade für Retriever ist es eine artgerechte Beschäftigung, die ihre Veranlagung nutzt und fördert – ohne sie zu überdrehen.

🙅‍♀️ Häufige Fehler beim „einfach mal werfen“:

  • Zu häufiges Werfen führt zur Reizüberflutung und unkontrollierter Erwartungshaltung
  • Unsaubere Abgaben fördern Kauverhalten oder Ressourcensicherung
  • Der Hund entscheidet selbst, wann gestartet wird = Kontrollverlust
  • Ohne gezieltes Markieren & Merken wird der Hund unsicher oder orientierungslos

✅ So baust du gutes Apportieren sinnvoll auf:

  1. Starte mit ruhigem Halten des Dummys – kein wildes Reinrennen
  2. Arbeite an der kontrollierten Freigabe (Start nur auf Signal)
  3. Übe gezieltes Markieren – lasse den Hund lernen, selbst zu speichern
  4. Belohne ruhige Rückkehr und saubere Abgabe
  5. Steigere langsam Entfernung und Komplexität

💬 Merksatz: Gute Apportierarbeit beginnt nicht mit dem Werfen – sondern mit dem Warten.

📣 Fazit: Apportieren ist eine Kunst – und ein Gespräch auf Distanz

Wenn du deinen Hund wirklich geistig fordern, gemeinsam wachsen und seine natürlichen Talente nutzen möchtest, ist strukturiertes Apportieren ideal. Ob jagdlich oder sportlich – die Qualität der Arbeit entscheidet. Und der gemeinsame Weg dorthin ist mindestens so wertvoll wie das Ergebnis.

🐾 Interesse geweckt?

In unseren Dummytrainings und jagdlichen Kursen zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du aus dem Apportieren mehr machst als nur ein Spiel – nämlich eine echte Partnerschaftsarbeit. Frag gern nach einem Einstieg!

Vom Junghund zum Teamplayer – Die große Herausforderung der Pubertät

Hund in der Pubertät?

Hach, war das nicht herrlich? Als dein Hund noch klein war, kam er auf Zuruf angesaust, schaute dir tief in die Augen – und wich dir keinen Schritt von der Seite. Und jetzt? Plötzlich scheint dein einst folgsamer Begleiter taub zu sein, findet alles andere spannender als dich und hat offensichtlich seine Manieren beim Zahnwechsel verloren.

Willkommen – Dein Hund ist jetzt in der Pubertät – der vermutlich nervenaufreibendsten, aber auch lehrreichsten Phase im Leben deines Hundes (und in eurem Zusammenleben).

Warum die Pubertät so wichtig – und so anstrengend – ist

Zwischen dem 5. und 18. Lebensmonat (je nach Rasse und Entwicklung) durchläuft dein Hund eine Phase enormer Veränderungen: hormonell, körperlich und vor allem geistig.
Viele nennen es die „Phase des Vergessens“ oder auch Pubertät Teil 1. Tatsächlich werden im Gehirn synaptische Verbindungen umgebaut – was der Hund einst gelernt hat, ist nicht weg, aber oft vorübergehend schwerer abrufbar.

Dazu kommt: Selbstständigkeit nimmt zu, Frustrationstoleranz sinkt. Der Hund „testet“ nicht, weil er dich ärgern will, sondern weil er sich als Individuum in einer komplexen Welt neu sortieren muss.

Typische Herausforderungen in der Junghundephase:

  • Schlechter Rückruf oder Ignorieren von Signalen
  • Erhöhtes Jagdverhalten oder Reaktivität bei Reizen
  • Unsicherheiten bei Umweltreizen, die eigentlich schon bekannt waren
  • Übersprungsverhalten (z. B. Bellen, Aufreiten, Leinebeißen)
  • Unkontrollierte Energie in Begegnungen mit Artgenossen

Was dein Hund jetzt von dir braucht:

  1. Verlässlichkeit & Ruhe
    Auch wenn dein Hund wackelt – du solltest stehen. Reagiere nicht mit Ungeduld oder ständiger Korrektur, sondern mit klarer Kommunikation, ruhigem Verhalten und souveräner Führung.
  2. Klar strukturierte Regeln
    Jetzt ist nicht die Zeit, um inkonsequent zu werden. Dein Hund braucht Orientierung. Überlege dir: Welche Regeln sind mir wirklich wichtig? Und wie kann ich sie fair und freundlich durchsetzen?
  3. Kleinschrittiges, belohnungsbasiertes Training
    Ein pubertierender Hund braucht Training – aber angepasst an seine Reizschwelle. Lieber kürzer, strukturierter, mit viel Belohnung und Wiederholung. Und: Auch bekannte Übungen müssen neu gefestigt werden.
  4. Gezielte Auslastung mit Köpfchen
    Rennen macht wild – Denken macht müde. Gerade Junghunde profitieren von kontrollierten Aufgaben wie Dummyarbeit, Nasenarbeit oder kleinen Signalketten. Das fördert Konzentration und Kooperation.
  5. Kontrolle ja – Dauerbespassung nein
    Dein Hund darf auch mal Frust erleben, sich selbst regulieren und zur Ruhe kommen. Ständige Beschäftigung führt eher zu innerer Unruhe als zu Ausgeglichenheit.

Mini-Übung: Rückruf mit Umorientierung

  • Nimm deinen Hund an die Schleppleine.
  • Warte, bis er sich mit etwas beschäftigt.
  • Rufe ihn freundlich mit Signal (z. B. „Komm“) und geh gleichzeitig ein paar Schritte rückwärts.
  • Sobald er sich orientiert, gibt’s große Party mit Belohnung.

Ziel: Rückruf nicht als „Ende vom Spaß“, sondern als Teamaktion verknüpfen. Gerade bei jugendlicher Selbstständigkeit ein wertvoller Baustein.

Fazit: Die Pubertät ist keine Störung – sie ist Entwicklung

Dein Hund ist jetzt nicht „schlimm“ – er ist auf dem Weg, erwachsen zu werden. Die Junghundephase ist anstrengend, ja. Aber sie ist auch eine riesige Chance, eure Bindung zu festigen, Klarheit zu schaffen und das Fundament für ein harmonisches Miteinander zu legen.

Je souveräner du jetzt bleibst, desto entspannter wird eure Zukunft. Versprochen.

Du bist nicht allein!

Übrigens: In unserer Junghundegruppe arbeiten wir gezielt an Themen wie Impulskontrolle, Rückruf, Leinenführung und Alltagssicherheit – angepasst an genau diese turbulente Phase. Komm gern vorbei, wenn du dir Unterstützung wünschst!

Schreib mir eine Mail oder lass einen Kommentar hier – ich freue mich, wenn ich helfen kann.

Welpentraining – Was dein Hund in den ersten 12 Wochen wirklich lernen sollte

Ein Jack Russel Welpe erkundet Untergründe

Ein neuer Welpe zieht ein – und mit ihm ein ganzer Kosmos aus Freude, Chaos, Fragen und vielen guten Vorsätzen. In den ersten Lebenswochen wird der Grundstein für das spätere Verhalten deines Hundes gelegt. Doch was ist in dieser prägenden Phase wirklich wichtig? Und was kann noch warten?

Spoiler: Es geht weniger um „Sitz“ oder „Platz“, als du denkst.

‍💡 Die sensible Phase: Warum die ersten Wochen so entscheidend sind

Zwischen der 3. und 12. Lebenswoche durchläuft der Welpe eine sensible Phase – eine Art biologisches Zeitfenster, in dem das Gehirn besonders empfänglich für neue Reize, Erfahrungen und soziale Kontakte ist. Was der Welpe jetzt positiv kennenlernt, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch später gelassen akzeptieren.

Aber Achtung: Was er jetzt NICHT kennenlernt oder als negativ abspeichert, kann später zu Unsicherheiten oder sogar Ängsten führen.

Du suchst nach einer Welpengruppe? Dann kontaktiere mich gerne.

In einer Welpengruppe lernt nicht nur dein Welpe viel. Fast noch wichtiger ist die Welpengruppe für dich. Hier kannst du deine Fragen stellen, die du ganz bestimmt hast. Hier bekommst du kompetente Antworten. Keine Frage ist zu unwichtig. Hier gewinnst du Sicherheit im Umgang mit deinem neuen Familienmitglied. Ganz nebenbei lernt dein Welpe spielerisch erste Lektionen.
Was dein Welpe wirklich lernen sollte:

1. Sichere Bindung & Vertrauen aufbauen

Bevor du an Training denkst, steht eines an erster Stelle: die Beziehung. Der Welpe sollte lernen, dass du eine verlässliche, berechenbare und liebevolle Bezugsperson bist. Das ist die Grundlage für alles Weitere – gerade im Alltag und im Training.

🦴 Praxistipp: Viel Körperkontakt, gemeinsames Spiel, ruhige Rituale und „einfach dabei sein“ helfen enorm, Bindung zu stärken.

2. Umweltreize & Sozialisierung

Ob Bus, Rollator, Kinder, Staubsauger oder andere Hunde: Der Welpe sollte in den ersten Wochen eine Vielzahl an Umweltreizen kennenlernen – in kleinen Dosen und möglichst positiv besetzt.

Wichtig ist hier Qualität vor Quantität: Lieber weniger, aber dafür mit Ruhe und Belohnung verknüpft.

3.  Frustrationstoleranz & Impulskontrolle

Auch das gehört zum „sozialen Rüstzeug“: Nicht immer gibt es sofort, was man will. Der Welpe darf lernen, dass Warten belohnt wird – etwa beim Anziehen der Leine, beim Futter oder Spiel.

Das hilft später enorm im Alltag (z. B. bei Begegnungen mit anderen Hunden) und legt den Grundstein für strukturiertes Training wie Dummyarbeit oder jagdliches Training.

🧠 Kleine Übungsidee: Lass deinen Welpen kurz sitzen, bevor er zum Futternapf darf. Zählen musst du nicht – nur Geduld loben!

4. Alleinbleiben in Mini-Schritten

Viele Probleme im späteren Hundeleben haben mit Trennungsstress zu tun. Beginne deshalb früh mit ganz kurzen Sequenzen, in denen der Welpe lernt: „Alleinsein ist okay – mein Mensch kommt wieder.“

Achte darauf, dass der Welpe dabei entspannt bleibt. Kein Drama beim Gehen, kein Drama beim Kommen.

5.  Körpersprache verstehen – beiderseits!

Ein oft unterschätzter Punkt: Welpen lernen nicht nur über Worte, sondern vor allem über Körpersprache. Gleichzeitig lernen auch wir Menschen, unsere Signale klarer zu senden.

Wusstest du z. B., dass eine unklare Körperhaltung oft für „Sitz-Ungehorsam“ gehalten wird – obwohl der Hund dich schlicht nicht versteht?

🚫 Was (noch) nicht wichtig ist

  • Sitz, Platz, Fuß in Perfektion
  • Hundeschule in der ersten Woche
  • Übermäßiger Kontakt mit vielen fremden Hunden
  • Perfekte Stubenreinheit ab Tag 2

All das kommt mit der Zeit. Jetzt zählt vor allem: Vertrauen, Sicherheit, Neugier fördern – mit Geduld, Humor und viel Nähe.

📚 Fazit: Der beste Start ist kein Trainingsplan

Die ersten 12 Wochen sind keine Zeit für Perfektion, sondern für Beziehung, Entdeckung und emotionale Sicherheit. Nimm dir Zeit, beobachte deinen Welpen genau, begleite ihn in kleinen Schritten und freu dich über jeden gemeinsamen Entwicklungsschritt.

So wird aus dem tapsigen Knirps ein sicherer, neugieriger und bindungsstarker Begleiter – egal ob Familienhund, Dummyprofi oder Jagdpartner.

🐾